IT-Projektmanagement GmbH
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Schach und Projektmanagement

Was hat Schach und Projektmanagement gemeinsam ? Was kann der Projektmanager von Schachmeistern lernen?

 

Sehr viel - vor allem Agilität, Flexibilität, Umgang mit höchster Komplexität, Analytik und der Suche nach Lösungen in schwierigen Situationen.

Dazu ein Blick auf die Denkweise von Großmeistern. Was denkt ein Großmeister, bevor er zieht ? Wie entwickelt der Meister seinen Plan ?

 

Schritt 1: Analyse der Stellung (IST-Analyse):

 

Zunächst wird die Stellung auf dem Schachbrett analysiert. Dazu gibt es (wie bei Projekten) "Best Practices". Das sind Checklisten, nach denen eine Stellung beurteilt wird. Diese Checklisten benutzen auch Schachprogramme, die ja zwischenzeitlich auf Weltmeister-Niveau spielen. Diese Best Practices basieren auf Erfahrungen aus über 300 Jahren Schachspiel.

 

Übliche Prüfpunkte sind z.B.

  • Gibt es direkte Drohungen ? (Risikoanalyse)
  • Gibt es schwache Bauern ?
  • Gibt es starke und schwache Felder ?
  • Gibt es offenen Linien ?
  • Sind die Figuren auf optimalen Feldern plaziert (z.B. sind Türme am stärksten auf der vorletzten gegnerischen Reihe, Springer stehen am stärksten vor rückständigen gegnerischen Bauern)
  • Wie ist es um die Entwicklung der Figuren bestellt ?
  • Wer beherrscht das Zentrum ?
  • Wer hat mehr Raum ?
  • Gibt es Kombinationsmotive ?
  • Gibt es Erfahrungen aus anderen Partien mit gleichen oder ähnlichen Stellungen ?

Die Analyse ergibt eine statische Einschätzung der Stellung.

 

Schritt 2: Festlegung von Etappen-Zielen und Grobplanung:

 

Aufgrund der IST-Analyse werden Etappen-Ziele festgelegt - z.B. die Plazierung eines Springers auf einem für ihn starken Feld (z.B. vor einem rückständigen gegnerischen Bauern) - oder Schutz eines eigenen schwachen Bauern durch Figuren.

Das Etappen-Ziel ist immer das Erreichen einer bestmöglichen und erreichbaren Stellungsstruktur - abgeleitet aus der IST-Analyse. 
Wichtig: Bis ganz kurz vor Partieende wird man sich nur mit Etappen-Zielen beschäftigen, niemals mit dem Endziel "dem Partiegewinn" oder dem "Remis", falls man schlecht steht. 

 

Falls es mehrere gefühlte bestmögliche Etappen-Ziele gibt, entscheidet gewöhnlich die Bereitschaft zum Risiko. Ein vorsichtiger Spieler wird die solidere Variante wählen und lieber absichern. Ein risikobereiter Spieler wird die agressivere Variante wählen und angreifen.

 

Dann wird der grobe Plan zur Erreichung des Etappen-Ziels festgelegt. Der grobe Plan kann durchaus 10 - 30 Züge umfassen. Diese Züge werden aber nicht konkret berechnet (das kann kein Mensch und auch noch kein Computer) - sondern nur grob skiziert.

 

 

Schritt 3: Suche des nächsten Zuges passend zur Grobplanung:

 

Jetzt kommt die Planung des nächsten Zuges. Dabei werden selektiv die Züge ausgesucht, die zum Grobplan passen. Dabei werden zuerst Züge ausgesucht, die Drohungen (Risiken) beantworten. Dann werden Züge zur Verwirklichung der eigenen Ziele ausgesucht.  In der Regel werden 3 - 6 Züge ausgesucht.

Ganz raffinierte Spieler berücksichtigen auch noch die Psyche, Fähigkeiten und die Vorlieben des Gegners. Wenn der Gegner z.B. mit Springern lieber spielt als mit Läufern (beide haben in etwa den gleichen Wert), wird er nach Wegen suchen, die Springer abzutauschen. Das hat Ähnlichkeiten mit einem holistischen Ansatz bei Projekten.  

 

Schritt 4: Berechnung von Varianten (Detailplanung):

Die ausgesuchten Züge (Schritt 3) werden in der Regel 2-5 Züge vorausberechnet.  Aber niemals weiter als notwendig. Die vorausberechneten Endstellungen werden dann nach Checkliste bewertet. 

Die Risikoanalyse spielt dabei eine wichtige Rolle. Manche Spieler wählen hauptsächlich Züge zur Vermeidung von Risiken. Ander nehmen Risken in Kauf, um ihren eigenen Zielen bessere Chancen zu geben. Heutzutage bevorzugt man eher eine Spielweise mit kontrollierten Risiken und dafür auch Chancen.

 

 

Schritt 1 bis 4 wird iterativ für jeden Zug wiederholt. D.h. für jeden nächsten Zug kann sich durch neue Erkenntnisse

  • die Bewertung der Risiken und Chancen ändern,
  • die Einschätzung der Stellung ändern und somit
  • die Grobplanung ändern.

Was kann man daraus als Methode zur Beherrschung von Komplexität lernen?

  1. Best Practices erleichtern den Umgang mit Komplexität.
  2. Notwendig ist eine sorgfältige IST- und Risiko-Analyse auf Basis von Best Practices.
  3. Basis der Planung sind die Ziele und Risiken.
  4. Aus den Zielen ergibt sich ein Grobplan - ohne jedes Detail.
  5. Passend zum Grobplan erfolgt eine genaue - aber limitierte - Kurzzeitplanung der nächsten Aktivitäten.
  6. Die Kurzzeitplanung wird immer wieder wiederholt und führt falls notwendig sofort zu einer Änderung der Ziele und der Grobplanung.

 

Komm Ihnen das bekannt vor ?

Das klingt alles ziemlich Agil und ein wenig Klassich (Best Pracices).  Der Mathematiker würde sagen: QED (Quod errat demonstrandum).

 

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