Dazu ein Blick auf die Denkweise von Großmeistern. Was denkt ein Großmeister, bevor er zieht ? Wie entwickelt der Meister seinen Plan ?
Zunächst wird die Stellung auf dem Schachbrett analysiert. Dazu gibt es (wie bei Projekten) "Best Practices". Das sind Checklisten, nach denen eine Stellung beurteilt wird. Diese Checklisten benutzen auch Schachprogramme, die ja zwischenzeitlich auf Weltmeister-Niveau spielen. Diese Best Practices basieren auf Erfahrungen aus über 300 Jahren Schachspiel.
Übliche Prüfpunkte sind z.B.
Die Analyse ergibt eine statische Einschätzung der Stellung.
Aufgrund der IST-Analyse werden Etappen-Ziele festgelegt - z.B. die Plazierung eines Springers auf einem für ihn starken Feld (z.B. vor einem rückständigen gegnerischen Bauern) - oder Schutz eines eigenen schwachen Bauern durch Figuren.
Das Etappen-Ziel ist immer das Erreichen einer bestmöglichen und erreichbaren Stellungsstruktur - abgeleitet aus der IST-Analyse.
Wichtig: Bis ganz kurz vor Partieende wird man sich nur mit Etappen-Zielen beschäftigen, niemals mit dem Endziel "dem Partiegewinn" oder dem "Remis", falls man schlecht steht.
Falls es mehrere gefühlte bestmögliche Etappen-Ziele gibt, entscheidet gewöhnlich die Bereitschaft zum Risiko. Ein vorsichtiger Spieler wird die solidere Variante wählen und lieber absichern. Ein risikobereiter Spieler wird die agressivere Variante wählen und angreifen.
Dann wird der grobe Plan zur Erreichung des Etappen-Ziels festgelegt. Der grobe Plan kann durchaus 10 - 30 Züge umfassen. Diese Züge werden aber nicht konkret berechnet (das kann kein Mensch und auch noch kein Computer) - sondern nur grob skiziert.
Jetzt kommt die Planung des nächsten Zuges. Dabei werden selektiv die Züge ausgesucht, die zum Grobplan passen. Dabei werden zuerst Züge ausgesucht, die Drohungen (Risiken) beantworten. Dann werden Züge zur Verwirklichung der eigenen Ziele ausgesucht. In der Regel werden 3 - 6 Züge ausgesucht.
Ganz raffinierte Spieler berücksichtigen auch noch die Psyche, Fähigkeiten und die Vorlieben des Gegners. Wenn der Gegner z.B. mit Springern lieber spielt als mit Läufern (beide haben in etwa den gleichen Wert), wird er nach Wegen suchen, die Springer abzutauschen. Das hat Ähnlichkeiten mit einem holistischen Ansatz bei Projekten.
Die ausgesuchten Züge (Schritt 3) werden in der Regel 2-5 Züge vorausberechnet. Aber niemals weiter als notwendig. Die vorausberechneten Endstellungen werden dann nach Checkliste bewertet.
Die Risikoanalyse spielt dabei eine wichtige Rolle. Manche Spieler wählen hauptsächlich Züge zur Vermeidung von Risiken. Ander nehmen Risken in Kauf, um ihren eigenen Zielen bessere Chancen zu geben. Heutzutage bevorzugt man eher eine Spielweise mit kontrollierten Risiken und dafür auch Chancen.
Schritt 1 bis 4 wird iterativ für jeden Zug wiederholt. D.h. für jeden nächsten Zug kann sich durch neue Erkenntnisse
Was kann man daraus als Methode zur Beherrschung von Komplexität lernen?
Komm Ihnen das bekannt vor ?
Das klingt alles ziemlich Agil und ein wenig Klassich (Best Pracices). Der Mathematiker würde sagen: QED (Quod errat demonstrandum).